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Erfahrungsbericht online Computercamp

Montag 6. April 2020 kurz vor 11:00 Uhr. Die ersten Computercamp-TeilnehmerInnen erscheinen. Auch der Referent Edgar Martinez vom JFC Medienzentrum Köln, ist da – wir leiten das Camp gemeinsam. Es gibt erste Schwierigkeiten. Die einen haben Probleme mit der Technik, die anderen können sich nicht bei der visuellen Programmierumgebung Scratch (1) anmelden. Kein Wunder – es ist schließlich für alle Neuland. Zum ersten Mal findet das Computercamp im Zahnrad online per Videokonferenz statt.

Schon seit drei Jahren wird Das Computercamp in der zweiten Woche der „kleinen Ferien“ durchgeführt. Seit den Herbstferien 2017 werde ich dabei vom JFC unterstützt. So sollte es auch dieses Mal wieder sein. Der Kurs „Computercamp – Osterferien 2.0“ wurde geplant und in unserem Programmheft wie folgt beworben: „Hier dreht sich alles um das Thema digitale Spiele! Wie kann ein eigenes Computer- oder Handyspiel erstellt werden? Was kann man mit einem MakeyMakey alles steuern? Wie kann man mit einfachen Mitteln einen eigenen Spielecomputer oder -controller bauen? Dies oder ähnliches werden wir mit dem JFC Medienzentrum Köln ausprobieren.“ Und dann trat der Erlass in Bezug auf die Corona-Krise in Kraft, nach dem alle Schulen, Kitas und auch Freizeiteinrichtungen wie das Zahnrad schließen mussten. Alle Kurse wurden abgesagt. Wir aber wollten an diesem Projekt festhalten. Gemeinsam mit dem JFC plante ich, wie das Projekt noch umzusetzen sei. Wir einigten uns darauf, dass wir uns vollständig Scratch widmen und Ausflüge in andere Sprachen wie Python auf zukünftige Camps vertagen werden. Interessant war auch die Frage, wie wir mit den TeilnehmerInnen in Kontakt treten können. Schließlich hatte so etwas noch keiner von uns gemacht! Nach einigen Versuchen landeten wir schließlich bei der Plattform GoToMeeting (2). In Kombination mit den Klassen bei Scratch, sollte sich das Ziel doch erreichen lassen. Aber dann klappt es einfach nicht! Während die einen JungprogrammiererInnen sich nicht bei Scratch anmelden können, da entweder die Zugangsdaten falsch oder die Scratch-Server überlastet sind, haben die anderen Fragestellungen ganz anderer Art. Bei einigen klappt es gar nicht und sie müssen sich mit ihren eigenen Scratchkonten anmelden. Wir können nur hoffen, dass die TeilnehmerInnen geduldig mit uns und der Technik sind. Und tatsächlich sind die größten Hindernisse nach einer Stunde beseitigt. Alle sind drin! Es kann endlich losgehen! Die Jugendlichen widmen sich im Laufe der Woche verschiedenen eigenen Projekten, helfen sich gegenseitig und veröffentlichen ihre Werke, so dass die anderen testen können, was das Zeug hält. Gegenseitig wird munter kommentiert, rezensiert und kritisiert. Das Stimmengewirr ist laut, teilweise verwirrend und anstrengend werden der Kollege vom JFC und ich abends feststellen – erleichtert darüber, die Ohren „auslüften“ zu können. Recht schnell wechseln dann auch die Jugendlichen in den Textchat, um sich gegenseitig zu kontaktieren. Es zeigt sich, dass es die richtige Entscheidung war, das Camp mittels Videokonferenz durchzuführen. Gibt es doch den ScratcherInnen die Möglichkeit sich auszutauschen und einem gemeinsamen Hobby nachzugehen: Computerspiele (diesmal selbst erstellte). Wer das nicht möchte oder Ruhe braucht, schaltet einfach alles ab und meldet sich bei Fragen einfach wieder. Dann werden Edgar Martinez und ich immer wieder gebeten, bei kniffligen Problemen zu helfen oder einfach Tipps und Tricks bei der Bedienung von Scratch zu geben. So kommen die TeilnehmerInnen dann auch im Verlauf der Woche zu unterschiedlichen Spielen. Da ist zum Beispiel ein Pinguin-Endless-Runner, in dem SpielerInnen durch heranfliegende Libellenschwärme laufen muss, ohne diese zu berühren (3). Oder eine Breakout-Version, in der man den Ball im Spiel halten muss (4). Aber im Gegensatz zum Original ist das Spiel nicht automatisch verloren, wenn der Ball die Grundlinie berührt… Nicht ganz fertig ist ein Ping Pong Spiel für zwei SpielerInnen und ein Ritterkampf mit einem Dino. Beide Arbeiten zeigen aber schon, wie kreativ man mit Scratch arbeiten kann (5) (6). Diese nicht fertig gestellten Projekte werden wir in einem virtuellen Nachtreffen angehen. Auch andere Ideen und Projekte der Jugendlichen werden dann präsentiert werden können. Genauso ist es aber auch einfach die Möglichkeit, sich nochmal virtuell mit gleichaltrigen Personen auszutauschen. Natürlich kann eine Videokonferenz nicht das gemeinsame Lernen vor Ort ersetzen. Gemeinsam mit anderen an Programmen zu arbeiten, so wie wir es in den vorherigen Camps gemacht haben, fehlt. Auch einfach mal zwischendurch mit den FreundenInnen rausgehen und Fußball, Kicker oder Billard spielen, ist nicht möglich. Allerdings macht es einfach Laune mit den Jugendlichen in Kontakt zu sein und sich auszutauschen - gerade in Zeiten, in denen das eigentlich nicht geht. Und es könnte sich als interessante Ergänzung zu den bisherigen Angeboten erweisen. Vielleicht werden wir in Zukunft ähnliche Projekte um diese Möglichkeit erweitern…? Natürlich freuen wir uns erstmal auf das nächste Computercamp im Zahnrad wo wir uns alle real gegenüber sitzen werden. Bis dahin alles Gute und bleibt gesund! Harald Walz __________ Technisches: (1) Scratch ist eine visuelle Programmierumgebung. Hier können verschiedene Programme und Animationen geschrieben werden. Dafür benötigt man keine Vorerfahrung, sofern ein Helfer mit Erfahrung, Geduld oder Interesse am Programmieren dabei ist. Bei Scratch werden nämlich keine kryptischen Befehle geschrieben, sondern vorbereitete Codeschnipsel aneinander geklickt. Trotzdem gibt es auch hier die sonst üblichen Programmiertechniken. Schleifen und Bedingungen gehören zu den meisten selbst geschriebenen Spielen dazu – ganz so wie es auch bei anderen Programmiersprachen der Fall ist. Scratch kann offline installiert werden und steht für Linux, macOS und Windows zur Verfügung. Es kann aber auch online genutzt werden, so dass man selbst mit Tablets programmieren kann, für die es keine Apps gibt. Bei der online Version von Scratch können Klassen angelegt werden. Hier kann der Lehrer Konten für seine Klasse erstellen, so dass niemand ein eigenes Konto anlegen muss. Außerdem kann die Lehrperson hier die Fortschritte der SchülerInnen einsehen. Wer es einmal ausprobieren möchte, kann auf der Internetseite scratch.mit.edu ohne Registrierung loslegen. Unter „Entwickeln“ kann man seine ersten Programme schreiben. Hier gibt es dann auch mehrere Tutorien, die den Einstieg leichter machen können. Hilfreich ist dabei, die Oberfläche auf Englisch umzustellen, denn die Beispielblöcke in den Tutorien sind leider mit ihren englischen Namen beschriftet. (2) Wir haben das Computercamp mit GoToMeeting (https://www.gotomeeting.com/de-de) von LogMeIn realisiert. (Grundsätzlich stehen dafür auch noch andere Tools zur Verfügung wie „Wire“, „Hangouts“ oder „Mikogo“. In der Kürze der Zeit, die mir zur Verfügung stand, die Tools zu erproben, bin ich mit GoToMeeting am schnellsten zum Ziel gekommen. Das ist allerdings subjektiv und soll keinerlei Wertung darstellen!) In GoToMeeting gibt es die Möglichkeit per Audio und Video zu konferieren sowie einen Textchat. Dieser ist eine sinnvolle Ergänzung, da der Audiokanal schnell zu unruhig wird, wenn mehrere Personen sprechen. Sehr hilfreich war unsere Möglichkeit als Organisatoren unseren Bildschirm zu teilen. Damit konnten wir den TeilnehmerInnen Schritt für Schritt Anleitungen geben, die sie nachmachen konnten. (3) https://scratch.mit.edu/projects/383097241/ (4) https://scratch.mit.edu/projects/383467520/ - Artikel zum Original: https://de.wikipedia.org/wiki/Breakout_(Computerspiel) (5) https://scratch.mit.edu/projects/384064309 (6) https://scratch.mit.edu/projects/384070318/
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